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Gedenkfeier für die Opfer des Nationalsozialismus

Berlin, 27.01.2015

Fotos: Caro Kadatz/LSVD

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Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus

Caren Marks, Staatssekretärin im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (c) LSVD / Caro KadatzDokumentation der Rede von Caren Marks, Staatssekretärin im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend zur Gedenkfeier anlässlich des Gedenktages für die Opfer des Nationalsozialismus am 27.01.2015 am Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen in Berlin

Meine sehr geehrten Damen und Herren, liebe Anwesende,

vielen Dank, dass ich einige Worte an Sie richten darf.

Wir sind heute hier, um anlässlich des 70. Jahrestages der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz der homosexuellen Opfer des Nationalsozialismus zu gedenken.

Wir erinnern damit nicht nur an die ca. 5.000 Männer, die die Verfolgung mit ihrem Leben bezahlten.

Wir erinnern auch an die vielen hunderttausend Homosexuellen, die in den Schreckensjahren jederzeit mit Denunziation und Verfolgung rechnen mussten und ein Leben in ständiger Angst führten.

Ihre Leidensgeschichte war mit der Befreiung Deutschlands von der Nazi-Diktatur 1945 jedoch nicht zu Ende.

Wer zwischen 1933 und 1945 als Homosexueller jederzeit mit der Auslöschung seiner bürgerlichen Existenz, seiner Freiheit oder gar seiner Lebens rechnen musste, der konnte danach nicht viel freier und unbeschwerter leben, denn die Strafbarkeit des § 175 Reichstrafgesetzbuch in der Fassung von 1935 blieb auch in der Bundesrepublik im Strafgesetzbuch erhalten. Dies sorgte nicht nur dafür, dass die Betroffenen der Verfolgung keine Rehabilitierung und Entschädigung für das erlittene Unrecht erfuhren. 

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Ausgrenzung entgegentreten, Verfolgte rehabilitieren

Gedenkfeier für die Opfer des Nationalsozialismus (c) LSVD / Caro KadatzRede von LSVD-Bundesvorstand Günter Dworek zur Gedenkfeier anlässlich des Gedenktages für die Opfer des Nationalsozialismus am 27.01.2015 am Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen in Berlin

70 Jahre nach der Befreiung von Auschwitz ehren wir hier, am Denkmal für die verfolgten Homosexuellen, alle Opfer des Nationalsozialismus. Wir gedenken der Opfer des Holocausts an den europäischen Juden, der Opfer des Völkermordes an Sinti und Roma und wir gedenken der Menschen, die als Behinderte, als politische Gegnerinnen und Gegner, als Homosexuelle und aus vielen anderen Gründen verfolgt, eingesperrt, gefoltert und ermordet wurden.

Das ist ein Ort zu Ehren der Opfer. Dennoch ich will heute auch über einen Täter sprechen, einen der Massenmörder: Rudolf Höß. Er war 1940 bis 1943 Kommandant des Konzentrationslagers Auschwitz. 1946 verfasste Höß in der Untersuchungshaft in Krakau eine Autobiografie. Er schrieb darin auch über homosexuelle Häftlinge in Auschwitz, in Sachsenhausen und in Dachau, wo seine SS-Karriere ins Laufen kam. Höß schrieb:

Schon in Dachau waren die Homosexuellen … für das Lager ein Problem geworden. … Die Seuche griff um sich. – Auf meinen Vorschlag wurden nun alle Homosexuellen zusammengelegt. Sie bekamen einen Stubenältesten, der mit ihnen umzugehen verstand. Und sie wurden gesondert von den anderen Häftlingen zur Arbeit eingesetzt. So zogen sie lange Zeit die Straßenwalze. … Während die zur Abkehr Willigen … auch die härteste Arbeit durchstanden, gingen die anderen langsam, je nach Konstitution, physisch zugrunde. Da sie von ihrem Laster nicht lassen konnten oder nicht wollten, wußten sie, daß sie nicht mehr frei würden.“

Sie wussten, dass sie nicht mehr frei würden. Ja, wahrscheinlich wusste das Friedrich Brüchmann, der 1942 im KZ Sachsenhausen kastriert wurde und zwei Wochen später der großen Mordaktion an Homosexuellen im Klinkerwerk zum Opfer fiel. Oder der 27jährige Arbeiter Emil Sliwiok aus Hindenburg in Oberschlesien, der 1941 mit dem Vermerk „§. 175. R.D.“ (für Reichsdeutscher) in Auschwitz registriert wurde und nach 104 Tagen im Lager starb.

Deren elendiges Sterben hat Rudolf Höß einen Dreck gekümmert. Aber er machte sich – wie sein Zitat zeigt – große Sorgen um die öffentliche Moral in seinem Lager. Er hielt Homosexualität für eine ansteckende Seuche, die man eindämmen müsse. 

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Botschaft zur Gleichstellung steigt in den Berliner Himmel

Lichtgrenze2LSVD bei Lichtgrenze zum Gedenken an Mauerfall

Bei den Feierlichkeiten zum 25jährigen Jubiläum des Mauerfalls hat auch der LSVD eine Ballonpatenschaft übernommen. Zusammen mit tausenden anderen Ballons ließen wir unsere Botschaft in den Himmel steigen. Ein beeindruckender und bewegender Moment. Unsere Botschaft lautete: „Die Wurzeln des LSVD liegen in der Bürgerrechtsbewegung der DDR. Der Verband wurde kurz nach dem Fall der Mauer gegründet. Der 9. November ‘89 war also auch der Anstoß für Gleichstellung und Gleichberechtigung von Lesben und Schwulen in Deutschland.“ 

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Der Kampf gegen Homophobie sollte Aufgabe von uns allen sein.“

Michael Müller, Lala Süßkind, Jörg Steinert und Ulrich Kessler (c) LSVD Berlin-BrandenburgSymbolische Scheckübergabe am Magnus-Hirschfeld-Ufer

Bei strahlendem Sonnenschein fand am 8. Oktober 2014 am Magnus-Hirschfeld-Ufer der Spree die symbolische Scheckübergabe zur Reparatur der dortigen Informationstafeln der homosexuellen Emanzipation statt. Die Tafeln, die über den Beginn der Bewegung Ende des 19. Jahrhunderts in Berlin informieren, waren im April diesen Jahres mutwillig beschädigt worden.

Dass wir heute zusammen kommen, ist gut und schlecht zugleich.“, erklärte Bürgermeister und Senator Michael Müller, der den Scheck über 5.000 Euro symbolisch dem LSVD überreichte. Neben ihm waren unter anderem auch Vertreter der Berliner AIDS-Hilfe, der AG Schwule LehreSymbolische Scheckübergabe am Magnus-Hirschfeld-Ufer (c) LSVD Berlin-Brandenburgr in der GEW und als Repräsentanten des LSVD Lala Süsskind, Ulrich Keßler und Jörg Steinert anwesend. Schlecht sei die Zusammenkunft, so Müller, da der Vandalismus ein Zeichen dafür sei, dass „Ausgrenzung, Diskriminierung und Homophobie in unserer Gesellschaft immer noch vorkommen“. Die verbogenen und zerkratzten Informationstafeln geben hierbei nur einen Anlass zu dieser Aussage. Tatsächlich wurden in diesem Jahr bereits mehrere Erinnerungsorte der homosexuellen Verfolgungsgeschichte und Emanzipationsbewegung beschädigt, wie etwa die Gedenktafel der homosexuellen Opfer des Nationalsozialismus im Tiergarten. „Gut ist es, dass wir zusammen kommen können, um das in Ordnung zu bringen.“, schließt Müller. 

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Dokumentation: Kostenlose Smartphone-App zu den drei Denkmälern der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas

Screen shot 2 AppSmartphonebesitzer können sich ab sofort mit einer App der Firma Yopegu kostenlos Hörführungen in deutscher, englischer und in Gebärdensprache zum Denkmal für die ermordeten Juden Europas, zum Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen sowie zum Denkmal für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma Europas im App Store herunterladen.

Die Nutzer der Anwendung erhalten nicht nur genaue Beschreibungen der drei Erinnerungsorte, sondern auch spannende Hintergrundinformationen. In den Hörtexten sind Originaltöne integriert, die von den Initiatoren der drei Denkmäler Lea Rosh, Günter Dworek (LSVD-Bundesvorstand) und Romani Rose stammen. Die Beiträge geben Auskunft über die Entstehungsgeschichte der Denkmäler sowie die wechselvolle Geschichte der Standorte. 

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Ein Anfang ist gemacht

LSVD beim Runden Tisch der Thüringer Landesregierung

Niemand darf aufgrund seiner sexuellen Orientierung diskriminiert werden! Trotz dieses Versprechens in der Thüringer Verfassung sieht die politische Praxis leider anders aus. Schon viele Jahre engagiert sich der LSVD Thüringen, um diese Verhältnisse zu ändern. Im Oktober 2012 fand in der Staatskanzlei nun erstmals ein Runder Tisch zum Thema Gleichstellung und Vielfalt statt. 

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Auffällige Kontinuitäten

Foto: Florian HansenChristoph Safferling zum Forschungsprojekt über „Die Rosenburg“

respekt!:  Herr Prof. Dr. Safferling, Sie gehören zur Unabhängigen Wissenschaftlichen Kommission, die den Umgang des Bundesjustizministeriums (BMJ) mit der NS-Vergangenheit untersucht. Können Sie uns Näheres zu den Fragestellungen und Ihrer Arbeit sagen?

Die Unabhängige Wissenschaftliche Kommission beim Bundesministerium der Justiz zur Aufarbeitung der NS-Vergangenheit beschäftigt sich mit dem BMJ in den 1950er und 1960er Jahren, in den Jahren, in denen das Ministerium in der Rosenburg in Bonn untergebracht war. Es geht also nicht primär um die Tätigkeit von Juristen während der NS-Herrschaft, sondern um den Umgang mit belasteten Juristen und nationalsozialistischer Gesetzgebung in den Gründungsjahren der Bundesrepublik Deutschland. 

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Das ist zu wenig

Gastkommentar

Ein Irrtum: In der Bundesrepublik habe es seit ihrer Gründung keine systematischen staatlichen Menschenrechtsverstöße gegeben. Die Repressionen, mit denen die Justiz jahrzehntelang die Homosexuellen verfolgte, verletzten zig-tausendfach die Menschenwürde, sie galten als legal, und sie fanden auch die Billigung der überwältigenden Mehrheit der Bevölkerung. Homosexuelle wurden nicht nur gesellschaftlich geächtet und in die gesellschaftliche Isolation getrieben.

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Plädoyer gegen die Scheinargumente

Warum die Rehabilitierung rechtlich geboten ist

Wir kennen nicht die wahren Gründe, warum die CDU/CSU, Teile der SPD und die FDP die Rehabilitierung der nach 1945 verurteilten Männer ablehnen. Die Angst vor Entschädigungsansprüchen kann es nicht sein. Uns sind nur wenige Männer bekannt, die vor 1969 nach § 175 StGB verurteilt worden sind und jetzt eine Entschädigung verlangen könnten. Die meisten scheinen das Verstecken so verinnerlicht zu haben, dass sie es auch jetzt nicht schaffen, sich zu outen.

Die Parteien lehnen die Rehabilitierung mit formalen Erwägungen ab, die nach unserer Auffassung nur vorgeschoben sind.