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#HomoHeilerGate im Südharz

Landesbischöfin Junkermann: Homosexualität ist gute Schöpfung GottesFundamentalistischer Verein Leo mit Seilschaften in die CDU

Homosexualität genau wie Depression eine „psychische Erkrankung“? „Schritte aus einem zwanghaften Gefühl“ als Seminarangebot für Lesben und Schwule? Der Verein Leo aus dem Südharz möchte offenbar auch die Umkehr auf den heterosexuellen Pfad der Tugend begleiten. In seinem „wissenschaftlichen“ Beirat sitzt dann auch Gerard van den Aardweg. Für diesen Scharlatan ist Homosexualität lediglich neurotisches Selbstmitleid und von „Betroffenen“ zu bekämpfen. Nach monatelangen Recherchen und der Unterstützung durch das LSVD-Projekt Mission Aufklärung sowie durch den LSVD Sachsen-Anhalt  veröffentlichte der MDR einen Beitrag über die gewagten wie gefährlichen Ansichten dieser sogenannten Gesellschaft für Lebensorientierung. Unter dem Schlagwort #HomoHeilerGate zog der Fall Kreise bis in die Spitze der Regierungspartei CDU.

Alte Bande, krude Thesen

Der Verein Leo wurde von Bernhard Ritter gegründet, ehemaliger CDU-Landtagsabgeordneter und schon damals mit religiös-verbrämter Homophobie aufgefallen. Im Kuratorium sitzen mit dem ehemaligen CDU-Ministerpräsidenten und heutigen Bundestagsabgeordneten Christoph Bergner, dem ehemaligen CDU-Fraktionsvorsitzenden Jürgen Scharf und seinem Nachfolger André Schröder prominente Gesichter der Partei von Ministerpräsident Haseloff. Wir vom LSVD Sachsen-Anhalt protestierten lautstark. Therapieangebote sind gefährlicher Unsinn und verunsichern insbesondere lesbische und schwule Jugendliche. Diese benötigen vielmehr Anerkennung und persönliche Unterstützung. Es ist die Pflicht der Landesregierung für ein diskriminierungsfreies Umfeld zu sorgen. Die Denunzierung von Homosexualität als psychische Krankheit oder sündhaftes Laster ist alles andere als hilfreich. Eine Unterstützung durch CDU-Prominenz? Unglaublich!

Angesichts einer von der Fraktion Die Linke beantragten aktuellen Stunde zum Thema demonstrierten wir spontan vor dem Landtag. Während der Debatte sprachen sich Abgeordnete aller Parteien einmütig gegen die vermeintliche Heilungsangebote für Lesben und Schwule aus. Auch die Landesregierung betonte in ihrer Antwort auf eine kleine Anfrage von der Fraktion Bündnis 90/ Die Grünen, dass Homosexualität weder einer Therapie bedarf noch zugänglich ist. Vielmehr sei es wichtig, „homosexuelle Menschen, sofern dies nötig ist, therapeutisch dahingehend zu begleiten, dass sich bei ihnen eine selbstbewusste sexuelle Identität entwickelt“. Zudem fände eine Überprüfung der Anerkennung von Leo als Träger der freien Jugendhilfe statt.

Der Paritätische Wohlfahrtsverband reagierte umgehend auf unsere Forderung nach einem Ausschluss von Leo. Solche Therapieangebote stimmen nicht mit dem Leitbild von Offenheit und Toleranz überein. Die Mitgliedschaft von Leo wurde kurzerhand gekündigt. Dagegen klagt der Verein nun. Hoffentlich erfolglos. Bemerkenswert war die deutliche Kritik von Seiten der Evangelischen Kirche Mitteldeutschland. Landesbischöfin Ilse Junkermann unterstrich: „Als Landeskirche halten wir die These, dass Homosexualität heilbar ist, nicht für haltbar. Ich bin überzeugt, dass Homosexualität mit zur guten Schöpfung Gottes gehört.“

Was bleibt?

Anbieter solcher Therapieangebote finanzieren sich überwiegend durch Spenden. Die Gemeinnützigkeit ist somit Existenzgrundlage. Träger wie Leo sind aber nicht gemeinnützig, sondern gefährlich. Die staatlichen Stellen müssen in diesen Fällen die Gemeinnützigkeit aberkennen. Für Homophobie darf es keine Förderung geben.

Die CDU-Prominenz im Kuratorium reagierte mit eiligen wie halbherzigen Abgrenzungen. Ihr Verweis auf die vielseitigen Angebote des Vereins in Sachen Jugend- und Gemeindearbeit macht die Sache nicht besser, sondern lassen vielmehr die Reichweite des Vereins erahnen. Lediglich Schröder hat seinen Sitz inzwischen aufgegeben. Für die anderen beiden ist Homophobie offensichtlich nicht Grund genug, eine Unterstützung einzustellen. Was das Verhältnis von CDU und Homoheilung angeht, bleibt ein unangenehmer Beigeschmack. Für uns ist klar: Glaubwürdig wäre eine Distanzierung nicht nur mit einem Austritt aus dem Verein, sondern auch mit einer Zustimmung der CDU zum Aktionsplan für Vielfalt. Denn nicht Homosexualität, sondern Homophobie ist heilbar

 

Martin Pfarr
LSVD Sachsen-Anhalt



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