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LSVD-Sensibilisierungs-Workshops in Berliner Schulen erfreuen sich großer Beliebtheit

LSVD Berlin-BrandenburgIn Berlin gibt es bereits seit vielen Jahren Workshops mit Schülerinnen und Schülern und sie erfreuen sich immer größerer Beliebtheit. Mussten am Anfang noch Lehrerinnen und Lehrer von der Wichtigkeit solcher Angebote überzeugt werden, so wird das LSVD-Projekt-Team mittlerweile jedes Jahr aufs Neue mit Anfragen überrannt – alleine in diesem Jahr haben bereits knapp 100 Workshops stattgefunden. Das Angebot richtet sich an Grundschulen ab der 5. Klasse sowie an Oberschulen jeder Altersklasse, wobei die Schwerpunkte derzeit bei 6. Klassen und 8. Klassen liegen.

Die Workshops tragen den Titel „Wer liebt hier eigentlich wen…? Sexuelle Vielfalt, Beziehungen und Identität“, was auch schon eine Menge vom Inhalt verrät, um was es in den Workshops geht. Entgegen so vieler Vermutungen und Behauptungen, die man in den Medien findet, geht es nämlich nicht um Sexualaufklärung im klassischen oder gar biologischen Sinne, sondern es geht um die Auseinandersetzung mit Geschlechterrollen, Vorurteilen, Mobbing & Diskriminierung, gesellschaftspolitischen Problemen und vor allem um die eigene Identität. Es geht darum, Vorurteile offen ansprechen und diskutieren zu können, um sie möglichst auch wieder ausräumen zu können. Es geht darum, den Schülerinnen und Schülern klarzumachen, dass Homosexualität mehr als die Frage ist, wer welchen Partner hat, sondern dass es eine Frage der eigenen Identität ist, was für die Personen weit mehr bedeutet als nur das Thema „Sexualität“.

Ein weiterer großer Schwerpunkt innerhalb der Workshops ist sehr oft auch das Thema „Coming out“. Hier hilft es den Teilnehmenden oftmals sehr, dass die Workshop-Leiterinnen und Leiter sehr offen mit ihren eigenen Coming-out-Erfahrungen umgehen und davon auf Nachfragen auch erzählen können. Für die Schülerinnen und Schüler sind diese persönlichen Einblicke in das Thema oftmals das Spannendste und Wichtigste überhaupt, denn viele denken, dass sie noch nie zuvor in ihrem Leben mit einer Lesbe, einem Schwulen oder auch einem bisexuellen Menschen gesprochen hätten. Dabei stehen solche für die Teilnehmenden elementaren Fragen wie z.B. „Wann habt Ihr Euch geoutet?“, „Wie haben Eure Eltern und Freunde reagiert?“, „Wie habt Ihr gemerkt, dass Ihr homosexuell seid?“ oder die noch spannendere Frage „Wie wird man eigentlich schwul/lesbisch?“ im Mittelpunkt. Diese persönlichen Erfahrungen sind für die Teilnehmenden daher meist noch viel spannender, als reines Faktenwissen über das Thema, und hier entstehen oftmals auch die emotionalsten Momente in einem Workshop, wenn z.B. eine Schülerinn von ihren beiden Müttern erzählt oder als anonyme Frage sich ein Schüler outet und um Unterstützung bittet.

Methodisch versuchen die Mitglieder des Aufklärungsteams dabei eine große Vielfalt anzubieten und parat zu haben. Nicht jede Klasse funktioniert wie die andere und daher muss man immer wieder flexibel auf die aktuelle Situation reagieren und auch mal vom angedachten Konzept eines Workshops spontan abweichen, um den Fragen und Wünschen der Schülerinnen und Schüler gerecht zu werden. So reicht die Methodenvielfalt von Aufwärm- und Kennlernspielen über gruppendynamische und interaktive Methoden bis hin zu Kurzfilmen, Musikvideos, Brainstorming- und Diskussionsmethoden, um größtmögliche Abwechslung in die Workshops zu bekommen. Der Abschluss eines Workshops wird dann eigentlich immer durch die anonyme Frage-Box gekrönt, bei der die Teilnehmerinnen und Teilnehmer alles an inhaltlichen oder auch persönlichen Fragen loswerden können, was ihnen noch auf der Seele brennt.

Torsten Siebert (Projektleiter) LSVD Berlin-Brandenburg

Olaf Steinmetz (Praktikant) LSVD Berlin-Brandenburg



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