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Regenbogenfamilien und Schule

Praxiserprobte Lösungsansätze und neue Initiativen

Homophobie führt zu schulischen Misserfolg — so bringt es Marta Distaso auf den Punkt, die mit ihrer Organisation Synergia seit 2010 dem Rainbowhas angehört, einem Verband von Forschungsinstituten aus Italien, Spanien, Polen, Großbritannien, Bulgarien und den Niederlanden. Sie berichtete von einem weit verbreitetem Schweigen über LSBT-Lebensweisen und Homo-/Transphobie an Schulen. Ursache hierfür sei oftmals die Vermutung, dass Kinder und Jugendliche „bekehrt“ werden könnten. Durch Workshops, einem Toolkit mit Best-Practice-Beispielen und Lobbying-Aktivitäten versucht Rainbowhas Schulen darauf vorzubereiten, eine Kultur der Wertschätzung zu etablieren. Einzelne Lehrkräfte könnten nicht alleine dafür sorgen, sondern brauchen die Unterstützung von Schulleitung und staatlichen Bildungsinstitutionen.

Anschließend stellte Mona Greenbaum die Arbeit der kanadischen Organisation „Coalition des familles homoparentales“  vor und nannte Kernbereiche, an denen eine inklusive Schule ansetzen sollte. Respekt für Vielfalt muss von administrativer Seite offensiv zum Leitbild und Außendarstellung der Schule gehören. Dass (homophobes) Mobbing an der Schule keinen Platz hat und zu Konsequenzen führt muss aus den Verhaltensregeln der Schule klar ersichtlich werden. Die Verletzungen, die alleine durch Sprache entstehen können, dürfen dabei nicht unterschätzt werden. Deshalb muss schon bei verbalen Beleidigungen konsequent eingegriffen werden. Lehrkräfte sollten freigestellt werden, um nach Fortbildungen kompetent und selbstbewusst über unterschiedliche Familienformen und Lebensweisen zu sprechen. Dafür müssen sie auf entsprechendes Unterrichtsmaterial zurückgreifen können. So sollten Poster und Bücher auch sichtbar zur Verfügung stehen, damit LSBT-Lebensweisen enttabuisiert werden. Auch im Kontakt mit Eltern und zu den Kindern und Jugendlichen etwa bei den Anmeldeformularen sollte auf eine inklusive Sprache achtgegeben werden. Zudem gibt es zahlreiche Anlässe wie den Valentinstag, den Internationalen Tag gegen Homo- und Transphobie oder den Internationalen Regenbogenfamilientag, um in den Klassen über die vielfältigen Familienkonstellationen zu sprechen. Laut Greenbaum sollten hier auch die Eltern aus Regenbogenfamilien Einfluss auf die Schule nehmen, sei es, indem sie Bücher und Poster spenden, Briefe an die Schulleitung und Lehrkräfte schreiben, sich in die schulischen Elternaktivitäten einbringen und gegen Mobbing auch Verbündete unter heterosexuellen Eltern suchen.

Wenn ein Kind in die Schule kommt, hat es zwei Mütter. Wenn es die Schule verlässt, hat es eine Familie ohne Vater.“, so beschreibt Ilaria Trivellato von der Initiative „Famiglie arcobaleno and school“ ihre Erfahrungen mit Schulen in Italien. Diese seien oftmals vollkommen unvorbereitet, um auch Kinder aus Regenbogenfamilien willkommen zu heißen. In Workshops bearbeitet sie die Homophobie von „good people“, die viel diffuser ist als explizites Mobbing. Erstere wird oftmals unbemerkt transportiert, so dass ein erster Schritt darin besteht, etwa durch Rollenspiele Lehrkräfte zu sensibilisieren, damit sie (auch eigene) homophob ausgrenzende Meinungen und Verhaltensweisen erkennen. Vorurteile müssen aufgedeckt werden, um sie dann überwinden zu können. Lehrkräften müssen Werkzeuge und Handlungsvorschläge unterbreitet werden, damit sie zukünftig für ein offenes Schulklima sorgen können.

Markus Ulrich
LSVD-Bundesverband

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