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LSVD Rheinland-Pfalz übergibt Brief an russischen Bürgermeister

lsvd_rheinland_pfalz_speyerSeit fast 25 Jahren gibt es eine Städtepartnerschaft zwischen Speyer und der russischen Stadt Kursk. Zur Eröffnung des “Platzes der Stadt Kursk” kam auch der stellvertretende Bürgermeister Alexander Terekhov aus Kursk mit einer Delegation. Der LSVD Rheinland-Pfalz hat die Gelegenheit genutzt und ihm einen Brief übergeben, in dem die Politikerinnen und Politiker aus Kursk gebeten werden, sich in ihrer Stadt gegen jegliche Form von Gewalt gegen Lesben und Schwule auszusprechen und strafrechtlich zu verfolgen. Wir dokumentieren den Brief im Wortlaut.

Sehr geehrter Bürgermeister Owtscharow,
sehr geehrter stellvertretender Bürgermeister Terekhov,
sehr geehrte Delegation aus Kursk,

herzlich willkommen in Speyer. Die Speyerer Bürgerinnen und Bürger sind stolz auf die nunmehr seit 1989 bestehende Städtepartnerschaft und freuen sich, dass diese Freundschaft mit dem „Platz der Stadt Kursk“ nun auch im Stadtbild sichtbar wird.

Angesichts des regen und engen partnerschaftlichen Austauschs sind wir uns sicher, dass auch Probleme offen diskutiert und angesprochen werden können. Das gehört zu wahrer Freundschaft dazu. Mit großer Sorge und Unverständnis reagieren wir in Deutschland auf das im Juni 2013 von der Duma verabschiedete Gesetz gegen „Propaganda von nicht traditionellen sexuellen Verhältnissen“. Dieses Gesetz richtet sich gegen Menschen, die nichts verbrochen haben und nur anders lieben. Leider gilt es auch für den Oblast Kursk, der diesen Straftatbestand im Gegensatz zu anderen Regionen vorher nicht kannte.

Angeblich sollen damit Minderjährige geschützt werden. Wir können Sie beruhigen, Informationen über Homosexualität fügen Minderjährigen keinerlei Schaden zu, das ist wissenschaftlich bewiesen. Wir haben in Deutschland die Erfahrung gemacht, dass ein offener Umgang mit homosexuellen Menschen für alle Bürgerinnen und Bürger von Vorteil ist. Nicht Homosexuelle bedrohen die Familie, sondern Hass und Intoleranz. Mit Sorge erfüllen uns Berichte, nach dem das Anti-Homosexualitätsgesetz dazu führt, dass Gruppen gezielt Lesben und Schwule jagen, demütigen und verletzen. Immer öfter hören wir auch von Erpressung und Gewalt unter Nachbarn sowie von Misshandlungen, die gefilmt und im Internet veröffentlicht werden.

Dieses Gesetz verstößt gegen die Menschenrechte. Es wurde vom UN-Menschenrechtsrat und vom Europarat als Verletzung der Menschenrechte verurteilt.

Wir möchten Sie daher bitten, Ihren Aufenthalt in Speyer zu nutzen, Lesben und Schwule kennenzulernen und so die Erfahrung zu machen, dass von ihnen keine Gefahr ausgeht. Bitte setzen Sie sich in Ihrem Oblast für die Einsicht ein, dass niemand das Recht hat, jemandem psychische oder physische Gewalt anzutun, und dass Gewalttaten in Ihrer Stadt nicht einfach hingenommen, sondern strafrechtlich verfolgt werden.

Vielen Dank.

Mit freundlichen Grüßen

Stephanie Brückner, Andrea Fuchs, Bruno Minniti, Joachim Schulte, Christian Wingerter
LSVD-Landesverband Rheinland-Pfalz



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