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Gay Marriage

Internationale Konferenz in Boston am 09. April 2013

Bruno Perreau und Axel Hochrein - Foto: LSVDNicht nur in Europa und den USA ist das Thema Ehe-Öffnung für gleichgeschlechtliche Paare ein „universal topic“. Weltweit wird darüber nicht nur diskutiert, sondern auch politisch gehandelt und juristisch gestritten. Die Liste der Länder, die eine „gay marriage“ zulassen, ist in den vergangenen Monaten gewachsen. Uruguay und Neuseeland haben die Anzahl auf 13 Länder steigen lassen, Frankreich steht als nächstes Land kurz davor.

Der transatlantische Blick auf das Thema Ehe-Öffnung für gleichgeschlechtliche Paare war Anlass der  Konferenz, die genau zum richtigen Zeitpunkt stattfand. Sabine von Mering, Direktorin des Center for German and European Studies (CGES) der renommierten Brandeis University in Boston, organisierte es zusammen mit dem Goethe-Institut Boston und dem deutschen Generalkonsulat für die Neuengland-Staaten. Nicht nur die kurze Zeit vor der Konferenz durchgeführten Anhörungen vor dem Supreme Court (dem amerikanischen Verfassungsgericht), die Massendemonstrationen in Frankreich gegen die Ehe-Öffnung und die neuesten Urteile des Bundesverfassungsgerichtes in Deutschland zur Sukzessiv-Adoption für eingetragene Lebenspartner boten reichlich Anlass für das international besetzte Panel zu Diskussion und Austausch. Auch die historische Entwicklung von Kriminalisierung, Verfolgung und Diskriminierung von Homosexuellen hin zur rechtlichen Gleichstellung und gesellschaftlichen Akzeptanz wurden dabei beleuchtet.

Die Historikerin Nancy Cott stellte die Entwicklung und die aktuelle Situation in den USA dar,  Florence Tamagne von der Universität Lille und Bruno Perreau, der am Massachusetts Institute of Technology (MIT) Frankreichstudien betreibt und Autor diverser Bücher zum Thema gleichgeschlechtliche Ehe und Adoption in Frankreich ist, boten die historische Einordnung zur aktuellen Situation in Frankreich. David Paternotte, Politikwissenschaftler der Université Libre de Bruxelles in Belgien und ILGA-Aktivist, beleuchtete die unterschiedliche Entwicklung in Europa. Jennifer Evans, Professorin  für deutsche zeitgenössische Geschichte an der Carleton Universität Kanada und Axel Hochrein vom LSVD gingen in ihren Beiträgen auf die Geschichte der Homosexuellen im Deutschland im 20.  Jahrhundert und die aktuelle Situation sowie den Kampf um die Ehe-Öffnung ein.

Die Konferenz begann mit  einem öffentlichen Lunch in der Faculty Club Lounge der Brandeis University. Kurze Input-Statements der Referentinnen und Referenten führten zu einer lebhaften Diskussion und Fragerunde der Gäste. Das anschließende Kolloquium für Studenten und Lehrende der Brandeis-University vertiefte die Thematik. Gemeinsam wurden die länderspezifische Historie  analysiert und  die verschiedenen Wege zum Ziel der Eheöffnung diskutiert.

Den Abschluss der Konferenz bildete eine gut besuchte öffentliche Veranstaltung des Goethe-Instituts Boston. Nach der Einführung durch den  Instituts-Direktors, Herrn Detlef Gericke-Schönhagen und den deutschen Generalkonsul, Herrn  Rolf E. Schütte wurde dem Publikum eine Zusammenfassung der Konferenz-Ergebnisse präsentiert. Es wurde deutlich, dass das Thema Ehe-Öffnung eine wichtige Perspektive im Kontext der Menschenrechtsarbeit und des politischen Engagements zur Nichtdiskriminierung auf Grund der  sexuellen Identität ist. Die sich daraus ergebende Diskussion mit den Anwesenden fand ihre Fortsetzung im anschließenden Empfang, für dessen kulinarische Ausgestaltung der deutsche Generalkonsul gesorgt hatte.

Der Austausch und die gegenseitige Inspiration als Ziel der transatlantischen Partnerschaft Europas und der USA sind an diesem Tag lebendig geworden. Die Konferenz hat das gemeinsame Thema und alle Teilnehmenden bereichert. Neben einem zukünftig verstärkten Networking der Referentinnen und Referenten hat sie auch zur Sensibilisierung der Studierenden und Information der interessierten Öffentlichkeit beigetragen.

Nur wenige Tage nach der Konferenz war Boston Schauplatz menschenverachtender Gewalt und Terror. Der LSVD trauert mit den Familien und Freunden der Hinterbliebenen und hofft auf rasche und vollständige Genesung der Verletzten.

Axel Hochrein
LSVD-Bundesvorstand



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