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Versteckst Du Dich noch oder arbeitest Du schon?

Wer als Führungskraft in Verwaltung oder Privatwirtschaft verantwortungsvoll für die Zukunft plant, muss sich der Herausforderung größerer Diversität in seiner MitarbeiterInnenschaft stellen. Der beginnenden Wettstreit um qualifizierte Fachkräfte, sinnvoll eingesetzte, bestens ausgebildete MitarbeiterInnen und die Veränderungen in der Altersstruktur unserer Gesellschaft weiten den Blick auf die Gruppen der Bevölkerung, die bisher üblicherweise nicht im Fokus der Personalverantwortlichen standen.

Deshalb luden drei lesbisch-schwule Netzwerke zu einer prominent besetzten Veranstaltung ein: der Lesben und Schwulenverband Baden-Württemberg, die Wirtschaftsweiber, das Netzwerk für lesbische Fach- und Führungskräfte und der Völklinger Kreis, das Netzwerk für schwule Führungskräfte. Gastgeber war Verwaltungsbürgermeister Werner Wölfle von den Grünen, der ins Stuttgarter Rathaus einlud. Im Vordergrund der Diskussion stand nicht die (An-)Klage, dass zu wenig geschieht, als vielmehr die Frage, wie Unternehmen und Verwaltung die Potentiale jener „Randgruppen“ besser nutzen und den MitarbeiterInnen mehr Freiräume zu Erfaltung geben können.

Denn unbestritten ist seit einigen Jahren, dass das Verheimlichen kleiner Geschichten aus dem persönlichen Lebensumfeld einiges an Energie kostet und die Gesamtleistung der MitarbeiterInnen schmälert. Wer vertrauensvoll führen will, sollte eine Arbeitsatmosphäre schaffen, in der man auch einmal ungefährdet erwähnen darf, dass man als Teamleiterin den Urlaub mit der Lebensgefährtin verbrachte.

Staatsministerin Silke Krebs berichtete vom erstmaligen, sehr gelungenen Empfang des Ministerpräsidenten Winfried Kretschmer anlässlich des CSD. Bilkay Önay die Ministerin für Integration, zeigte auf, dass sie sehr bewusst ihre MitarbeiterInnenteams divers besetzte. Die Deutsche Telekom, vertreten durch Cornelia Wenz, Niederlassungsleiterin in Hamburg, deren Engagement für Frauen in Führung öffentlich sehr bekannt ist, ist intern auch ausgesprochen engagiert homosexuellen MitarbeiterInnen einen attraktiven Arbeitsplatz zu bieten. Dass dieses Engagement öffentlich aber weniger bekannt ist, lässt vermuten, dass noch immer negative Schlagzeilen damit befürchtet werden.

So war man sich einig, dass es in Berufsfeldern wie der Politik leichter ist, zu seinem lesbischen oder schwulen Leben zu stehen. Kritischer dürfte dies z.B. in der Industrie und der Finanzwelt sein. Viel schwieriger oder nahezu unmöglich ist ein Outing wenn die Arbeitgeber kirchliche Träger sind. Viel Beifall erhielt daher die Anregung, mit Projekten im Diversitymanagement nicht erst zu warten bis der Auftrag dazu aus der obersten Führungsebene kommt. Viel mehr gibt es überall Nischen, gibt es im Alltag immer wieder Chancen das Thema zu platzieren.

Top-Down Maßnahmen die z.B. Katrin Adt, Leiterin Mercedes Luxemburg, anstoßen könnte, brauchen auch engagierte MitarbeiterInnen. Die Top-Managerin des Mercedes Konzern weiß wovon sie spricht wenn es um das überwinden von Vorurteilen geht: Sie ist die einzige Frau unter 80 Landesvertretungsleitern.

Das große Plädoyer des Schirmherrn des CSD Harald Christ wendete sich daher an die TeilnehmerInnen der Veranstaltung von Mal zu Mal offener zu leben und von ihrer Perspektive auf die Arbeitswelt zu berichten.

Margarete Voll, Wirtschaftsweiber Stuttgart e.V.



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