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Homophobie steuerlich absetzbar

Umpolern die finanzielle Unterstützung streichen

Entsetzt alarmierten uns einige Mitglieder, als sie den Vorschlag „Therapie für unerwünschte Homosexualität ermöglichen!“ auf der von der Bundeskanzlerin Angela Merkel initiierten Internetplattform „Dialog über Deutschland“ fanden. Das LSVD-Netzwerk „Mission Aufklärung“ reagierte mit einem Gegenvorschlag: Wir forderten, Trägern von Umpolungsangeboten die Gemeinnützigkeit abzuerkennen. nnerhalb weniger Tage bekam die Forderung Unterstützung von über 2.600 Menschen, deutlich mehr als das homophobe Ansinnen.

Viele Bürgerinnen und Bürger erfuhren auf diese Weise erstmalig von den kruden Machenschaften von Organisationen wie Weißes Kreuz oder der Offensive Junger Christen samt ihrer Forschungsanstalt Deutsches Institut für Jugend und Gesellschaft. Zusammen mit dem Verein Wüstenstrom sind diese anerkannten Fachverbände des Diakonischen Werkes der Evangelischen Kirche die engagiertesten Fürsprecher von Umpolungstherapien in Deutschland.

Weltweit aktiv

Die Umpoler rechtfertigen solche Angebote mit dem Hinweis auf Menschen, die an ihrer Homosexualität leiden. Dann wiederum heißt es, Homosexualität sei eine erlernte Neigung, wenn nicht sogar Krankheit und pathologische Störung, verursacht aufgrund von sexuellem Missbrauch, Verführung oder Ausdruck einer fehlenden Ich-Stabilisierung.

Solcherlei Hypothesen werden in Deutschland glücklicherweise weitgehend ignoriert oder verlacht, weltweit jedoch genießen sie eine zunehmend gefährlicher werdende Unterstützung. Mit solch abstrusen Gedanken werden die neusten Zensurmaßnahmen in Russland legitimiert. Die weltweit aktiven Umpoler sind auch die geistigen Väter der verschärften Gesetzesvorlagen in Uganda. Gut vernetzte christlich-evangelikale Organisationen engagieren sich insbesondere in der Entwicklungszusammenarbeit und exportieren ihre homophoben Ideologien in alle Welt. So ist die Offensive Junger Christen beispielsweise auch in der AIDS-Arbeit im südlichen Afrika aktiv.

Gemeinnützigkeit ermöglicht Spendenbescheinigungen und Steuerfreiheit für Einkommen

Weißes Kreuz, Wüstenstrom und Offensive Junger Christen finanzieren sich überwiegend durch Spenden. Aufgrund der geringen Kirchensteuer unterstützen sehr fromme Menschen religiöse Organisationen häufig mit bis zu 10% ihres Einkommens. Eine weitere Einnahmequelle sind Gebühren für Schulungen, Fortbildungen und Seminare sowie „freiwillige“ Spenden für die als Beratung getarnten Therapien. Uns ist ein Fall bekannt, bei dem ein Aussteiger von Wüstenstrom rund 4.000 Euro in diese nutzlosen Heilungsversuche investierte.

Die mit der Gemeinnützigkeit einhergehende Erlaubnis, Spenden- bescheinigungen auszustellen ist für alle diese Träger existenziell, denn sie ermöglicht es, die Spenden von der Steuer abzuziehen. Zudem müssen die Träger als gemeinnützige Organisationen für ihre Einkommen keine Steuern bezahlen. Die Umpolungsangebote werden in Deutschland daher in doppelter Hinsicht staatlich subventioniert. Dabei lehnt die Bundesregierung Therapieansätze gegen Homosexualität sogar als unseriös bis gefährlich ab. Sie begründet das mit Hinweis „auf die Ergebnisse neuerer wissenschaftlicher Untersuchungen, nach denen bei der Mehrzahl der so therapierten Personen negative und schädliche Effekte (z. B. Ängste, soziale Isolation, Depressionen bis hin zu Suizidalität) auftraten und die versprochenen Aussichten auf ‚Heilung’ enttäuscht wurden“. Stattdessen hätten affirmative Therapien einen nachgewiesenen Nutzen.

Laut Abgabenordnung dienen Organisationen „gemeinnützige(n) Zwecke, wenn ihre Tätigkeit darauf gerichtet ist, die Allgemeinheit auf materiellem, geistigem oder sittlichem Gebiet selbstlos zu fördern“. Die Angebote von Organisationen wie Wüstenstrom stehen dem klar entgegen. Die staatlichen Stellen müssen diesen Trägern die Gemeinnützigkeit aberkennen. Stattdessen muss das „Symptom“ Homophobie bekämpft werden. Denn an Homo- und Transphobie leiden junge Menschen und die demokratische Gesellschaft insgesamt.

Hartmut Rus, Mission Aufklärung
Markus Ulrich, LSVD-Hauptstadtbüro



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