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#ForOurRainbowFuture: Junge Aktivist*innen besuchen Albaniens LSBTI-Organisation “Aleanca”

Für die LSBTI-Aktivistinnen von morgen organisiert der LSVD gemeinsam mit MAG Jeunes LGBT, ERALGBTI Equal Rights Association, dem Deutsch-Französischen Jugendwerk und dem in Albanien ansässigen Regional Youth Cooperation Office — RYCO das internationale Jugendaustauschprogramm „For our Rainbow Future“. In Albanien entwickeln die Teilnehmen derzeit neue Projektideen zur Umsetzung eines LSBTI-Sommercamps, einer online Plattform und tauschen sich über Beispiele guter Praxis in den jeweiligen Ländern aus. Heute waren sie zu Besuch bei einer albanischen LSBTI-Organisation.

Aleanca LGBT heißt die aktivste LSBTI-Organisation Albaniens. Sie schult die eigene Community zum Thema Menschenrechte, bietet Coming out-Beratung an und schult Multiplikatorinnen zu LSBTI-Themen. Die Büroräume, die versteckt in einer Seitenstraße nicht weit vom zentralen Skanderbeg-Platz liegen, dienen auch als Versammlungsort für LSBTI, die sich hier austauschen können und Unterstützung bekommen. 

Livia stellt uns die Arbeit von Aleanca vor und berichtet zur Situation von LSBTI im Land. Die Räume sind der einzige Ort im Land, an denen sich LSBTI ungestört treffen können. Ein monatlicher Veranstaltungskalender wird erstellt, die Angebote richten sich nach den Bedürfnissen und reichen von Filmvorführungen und Workshops über Beratung zu rechtlichen Fragen und HIV-Prävention bis hin zu Gruppensitzungen und Kunsttherapie. Es keine Förderung durch staatliche oder kommunale Stellen, Projektförderung leisten allein internationale Organisationen oder Botschaften.

Jugendlichen unter 18 Jahren ist der Zutritt per Gesetz verboten, es sei denn, sie können eine Erlaubnis der Eltern vorweisen. In den Schulen wird über LSBTI-Fragen nichts gelehrt, allenfalls in diskriminierender, herabsetzender Art und Weise erfahren albanische Schülerinnen etwas zum Thema Homosexualität oder Genderfragen, so Livia. Deshalb versucht Aleanca, Kontakt zu Schulen aufzunehmen, um hier Abhilfe zu schaffen. Doch dies sei so gut wie unmöglich. Einfacher gestaltet sich dies in Universitäten, sie knüpfen Kontakte zu Professorinnen und werden zu Lehrveranstaltungen eingeladen. 

Schulungen führt Aleanca seit zehn Jahren auch mit Polizistinnen durch, um über Hassverbrechen und Transfeindlichkeit aufzuklären. Auch städtischen Institutionen, Stellen der Sozialarbeit oder psychologischen Diensten bietet Aleanca Trainings zum Erwerb von Regenbogenkompetenz an. Der geringe Kenntnisstand der albanischen Gesellschaft zu LSBTI-Fragen sieht Livia als größte Herausforderung an. Trainings mit Medien haben allerdings dafür gesorgt, dass die Berichterstattung über LSBTI nicht mehr so diskriminierend ist, wie noch vor einigen Jahren.

Die eigene Community, auch im ländlichen Raum, erreicht Aleanca über die sozialen Medien. Auch erleben die Mitarbeitenden, dass immer wieder Klient*innen durch die sozialen Dienste an sie verweisen werden. Seit acht Jahren organisiert Aleanca den Tirana Pride. Bei den ersten Veranstaltungen kamen nur zwei Dutzend Leute, heute sind es über 300 Teilnehmende. Kommendes Wochenende findet auch der erste Dyke March des Westbalkans hier in Tirana statt, organisiert von Aleanca. Die Idee dazu wurde übrigens im Juli in Berlin geboren, während des Austauschprogramms „For Our Rainbow Future“.

Klaus Jetz
Geschäftsführer des LSVD Bundesverbands



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