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Palästinensische und jordanische Studierende beim LSVD

Guido Schäfer (LSVD) und Gäste Uni BethlehemStudierende der Uni Bethlehem zu Gast

Am 12. April 2016 besuchten mehr als 20 palästinensische und jordanische Studierende der Uni Bethlehem sowie rund 20 Studierende der Katholischen Hochschule NRW das Büro des LSVD Bundesverbands in Köln, um mehr über das Leben von LSBTI in Deutschland zu erfahren und zu diskutieren. Die Veranstaltung kam auf Initiative der Katholischen Hochschule NRW — Fachbereich „Soziale Arbeit“ von Prof. Dr. Freise — zustande, die eine Hochschulpartnerschaft mit der Uni Bethlehem unterhält. 

Die Gäste interessierten sich für die Arbeit des LSVD und der Hirschfeld-Eddy-Stiftung, aber insbesondere wollten sie mehr darüber erfahren, wie sich die Situation von LSBTI in Deutschland über die Jahre verändert hat und wie es dazu kam. Neben der historischen Entwicklung, zum Beispiel über die langen Jahre des § 175 Strafgesetzbuch, wurde natürlich auch über die jüngeren und aus heutiger Sicht sehr wichtigen 1990er Jahre gesprochen. Damals erreichte der frisch, zunächst noch als SVD gegründete Verband die Abschaffung der Strafvorschrift und später dann die Einführung der Eingetragenen Lebenspartnerschaft. Auch die aktuellen Themen, wie die Ehe für alle, Regenbogenfamilien und Bildungspläne waren Thema.

Gäste Uni BethlehemAuf besonderes Interesse stieß der Bericht unseres Praktikanten Clark Aziz aus dem Oman. Es wurde offensichtlich, dass die Gäste der Uni Bethlehem sich bei der Beschreibung der omanischen Gesellschaft schnell wieder fanden. So ergaben sich in der anschließenden Diskussion interessante Einblicke in die palästinensische Gesellschaft: Oft wird Homosexualität als Krankheit gesehen, nach Heilungsmöglichkeiten gesucht oder ganz einfach davon ausgegangen, dass man sich einfach für ein heterosexuelles Leben entscheiden kann. Die typische Reaktion ist also Druck der Familie oder Gesellschaft. Schwule und Lesben leben ihre Sexualität deshalb im Geheimen aus. Wenn überhaupt.

Auch in wissenschaftlichen Kreisen gibt es eine große Scheu vor dem Thema LSBTI und eine Angst vor einer Sanktionierung durch die Gesellschaft. Die Veranstaltung beim LSVD war für alle freiwillig. So entschieden sich sowohl einige Lehrkräfte als auch Studierende der Uni Bethlehem, an dem Treffen nicht teilzunehmen, wohl weil sie bei Bekanntwerden Angst vor negativen Reaktionen in ihrer Heimat haben. Das Wichtige ist aber, dass ein großer Teil der Studierenden sich bewusst für den heutigen Austausch entschieden hat. Das lässt hoffen.

Guido Schäfer
LSVD



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